„World class level”

NRW-Referenzzentrum Mammographie Münster 2023 doppelt ausgezeichnet

Das Referenzzentrum Mammographie Münster ist als eines von fünf Referenzzentren in Deutschland erneut von der EUREF-Kommission zertifiziert worden. „Die Referenzzentren haben ihre

Führungsqualitäten aufrechterhalten und gestärkt und so wesentlich zum technologischen Fortschritt und zur Qualitätsüberwachung innerhalb des Programms beigetragen“, heißt es im aktuellen Abschlussbericht der Kommission („Final Report of the recertification Audit of the 5 German Reference Centres“). Sie hatte auch Münster bereits 2017 „World class level“ bescheinigt. EUREF hat die Grundlagen der EU-Leitlinien für Mammographie-Screening-Programme entwickelt, die in vielen europäischen Ländern gelten.

„Wir freuen uns sehr, dass unsere Leistungen in der Brustkrebs-Früherkennung und damit der Gesundheitsdienst für Frauen von herausragender Stelle erneut anerkannt und gewürdigt werden“, sagte dazu Prof. Dr. Walter Heindel. Der Direktor der Klinik für Radiologie am Universitätsklinikum ist Leiter des Referenzzentrums Mammographie Münster, das seit 2005 für Nordrhein-Westfalen zuständig ist. Bisher wurden Frauen zwischen 50 und 69 Lebensjahren alle zwei Jahre zur Röntgenuntersuchung der Brust durch Mammographie-Screening eingeladen. Voraussichtlich ab dem 1. Juli 2024 werden Frauen bis zum Alter von 75 Jahren einschließlich Anspruch auf Untersuchungen im Mammographie-Screening-Programm haben. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten des Früherkennungsprogramms als Regelleistung.

Hufeland-Preis für Präventivmedizin zeichnet ToSyMa-Forscher aus

Heindel und seine Kollegin Prof. Dr. Stefanie Weigel vom NRW-Referenzzentrum hatten in diesem Jahr in Köln bereits den renommierten und mit 20.000 Euro dotierten Hufeland-Preis für Präventivmedizin erhalten. Ausgezeichnet wurde ihre große klinische Studie „Systematisches Screening zur Brustkrebs-Früherkennung: Vergleich der Digitalen Brust-Tomosynthese (DBT) plus synthetischer 2D-Mammographie mit der digitalen 2D-Mammographie in der randomisierten, kontrollierten diagnostischen Überlegenheitsstudie ToSyMa“.

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe der beiden münsterschen Mediziner hat in der derzeit weltweit größten ToSyMa-Studie mit der Untersuchung von fast 100.000 Frauen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen geprüft, ob eine Weiterentwicklung der Mammographie signifikant häufiger Brustkrebs entdecken kann als das Standardverfahren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert dieses Projekt bis 2025 mit 3,8 Mio. Euro.

Die Kombination aus Digitaler Brust-Tomosynthese (DBT) und sogenannten synthetischen 2DMammogrammen wurde mit dem bisherigen Screening-Standard, der digitalen Mammographie, verglichen. Die Ergebnisse der ToSyMa-Studienphase 1 bestätigten die Annahme, dass mit der weiterentwickelten Mammographie-Technik, die auf der Ansicht von Schichten basiert, Brustkrebs signifikant häufiger (+ 48 Prozent) als mit der Standard-Mammographie entdeckt wird. Denn der innovative Bildgebungsansatz verringert die Wahrscheinlichkeit, dass überlappende Gewebestrukturen radiologische Zeichen für Malignität verdecken. Erstmals wurde diese Überlegenheit in einem prospektiv-randomisierten Studienansatz belegt.

Weitere Analysen zeigen, dass nicht nur mehr Tumore entdeckt werden konnten, sondern dass es sich überwiegend um invasive Frühbefunde handelt. Eine erste ToSyMa-Subanalyse konzentrierte sich auf die Brustkrebsdiagnostik in Abhängigkeit von der Brustdichte. Sie kennzeichnet den Aufbau der weiblichen Brust in Abhängigkeit von den Anteilen an Drüsen-, Binde- und Fettgewebe. Das Ergebnis: Die Detektionsrate von invasiven Brustkrebs-Diagnosen mittels Tomosynthese unterscheidet sich insbesondere bei extrem dichten Brustdrüsengewebe, also einem geringen Fettanteil. „Dieses Ergebnis legt nahe, dass ein Mammographie-Screening mit Digitaler Brust- Tomosynthese radiologische Summationseffekte und Überlagerungseffekte deutlich mindert und damit den bisherigen Grenzen der digitalen Mammographie entgegenwirkt“, so Professorin Stefanie Weigel.

Positiver Effekt der Brustkrebs-Früherkennung durch digitales Mammographie-Screening

Der positive Effekt der Brustkrebs-Früherkennung durch das digitale Mammographie-Screening auf die Senkung der Brustkrebs-spezifischen Sterblichkeit zeigt sich für Deutschland bereits. „Die Weiterentwicklung der Mammographie-Technik könnte die Effektivität des Screening-Programms vor allem bei Frauen mit dichtem Brustgewebe weiter verstärken“, resümiert Professor Walter Heindel.

Deutschlandweit gibt es unter Führung der fünf Referenzzentren in Münster, Oldenburg, Berlin, Marburg und München 95 Screening-Einheiten an rund 400 Standorten, in Nordrhein-Westfalen sind es 22 Einheiten an 85 Standorten, zwei davon in Münster. Pro Screeningrunde nehmen in NRW mehr als 1,34Mio. Frauen teil, was einer Rate von 52 Prozent entspricht.