Hufeland-Preis 2022 für bedeutende Forschungsleistungen in der Präventivmedizin verliehen

Der Hufeland-Preis 2022 wurde im Rahmen eines Festaktes in Köln vergeben …

Köln, 16.10.2023 – Im Rahmen eines Festaktes wurde am 12. Oktober 2023 der Hufeland-Preis in Anwesenheit zahlreicher Spitzenvertreter der deutschen Ärzteschaft durch das Kuratorium der Stiftung an die Preisträger übergeben. Ausgezeichnet wurden Herr Universitäts-Professor Dr. med. Walter Heindel und Frau Professor Dr. med. Stefanie Weigel, beide Universität Münster, Klinik für Radiologie und Referenzzentrum Mammographie Münster. Sie erhielten den mit 20.000 Euro dotierten Hufeland-Preis für Präventivmedizin für ihre Arbeit „Systematisches Screening zur Brustkrebs-Früherkennung: Vergleich der Digitalen Brust-Tomosynthese (DBT) plus synthetischer 2D-Mammographie mit der digitalen 2D-Mammographie in der randomisierten, kontrollierten diagnostischen Überlegenheitsstudie ToSyMa“.

„Der Hufeland-Preis zählt zu den bedeutendsten deutschen Medizinpreisen“, sagte Professor Dr. med. Erland Erdmann, Vorsitzender des Kuratoriums, in seiner Laudatio. Der Hufeland-Preis wird seit 1960 jährlich an Medizinerinnen und Mediziner für richtungsweisende Leistungen und herausragende Forschungsergebnisse in der Präventivmedizin verliehen. Stifterin des Preises ist die Deutsche Ärzteversicherung. Förderer sind die Bundesärztekammer, die Bundeszahnärztekammer und die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheit e.V.

Weiterentwicklung der systematischen Brustkrebsfrüherkennung durch Screening

Brustkrebs ist nicht nur in Deutschland, sondern inzwischen weltweit die häufigste Tumorerkrankung. „Systematische Brustkrebs-Früherkennung durch Mammographie-Screening ist neben neuen Behandlungsmöglichkeiten eine wichtige Säule im Kampf gegen Brustkrebs“, betonte Dr. med. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, in seiner Rede anlässlich der Preisverleihung in Köln.

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe um Walter Heindel und Stefanie Weigel hat in der derzeit weltweit größten sogenannten ToSyMa-Studie mit der Untersuchung von fast 100.000 Frauen geprüft, ob eine Weiterentwicklung der Mammographie signifikant häufiger Brustkrebs entdecken kann als das Standardverfahren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert dieses Projekt bis 2025 mit 3,8 Millionen Euro. Jetzt wurden die bisherigen wissenschaftlichen Ergebnisse mit dem Hufeland-Preis, dem bedeutendsten Medizinpreis Deutschlands in der Präventivmedizin ausgezeichnet.

Die Kombination aus Digitaler Brust-Tomosynthese (DBT) und sogenannten synthetischen 2D-Mammogrammen wurde mit dem bisherigen Screening-Standard, der digitalen Mammographie, verglichen. Die Ergebnisse der ToSyMa-Studienphase 1 wurden 2022 in The Lancet Oncology publiziert. Darin wurde die Annahme bestätigt, dass mit der weiterentwickelten Mammographie-Technik, die auf der Ansicht von Schichten basiert, Brustkrebs signifikant häufiger (+ 48 %) als mit der Standard-Mammographie entdeckt wird. Der Grund: Der innovative Bildgebungsansatz reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass überlappende Gewebestrukturen radiologische Zeichen für Malignität verdecken. Erstmals wurde diese Überlegenheit in einem prospektiv-randomisierten Studienansatz (englisch: Randomized Controlled Trial – RCT) belegt.

Weitere Analysen zeigen, dass nicht nur mehr Tumore entdeckt werden konnten, sondern dass es sich überwiegend um invasive Frühbefunde handelt. Eine erste ToSyMa-Subanalyse – publiziert in der Fachzeitschrift Radiology – konzentrierte sich auf die Brustkrebsdiagnostik in Abhängigkeit von der Brustdichte. Sie kennzeichnet den Aufbau der weiblichen Brust in Abhängigkeit von den Anteilen an Drüsen-, Binde- und Fettgewebe. Das Ergebnis: Die Detektionsrate von invasiven Brustkrebs-Diagnosen mittels Tomosynthese unterscheidet sich insbesondere bei extrem dichten Brustdrüsen-gewebe, also einem geringen Fettanteil. „Dieses Ergebnis legt nahe, dass ein Mammographie-Screening mit Digitaler Brust-Tomosynthese radiologische Summationseffekte und Überlagerungs-effekte deutlich mindert – und damit den bisherigen Grenzen der digitalen Mammographie entgegenwirkt“, so Professorin Stefanie Weigel.

Der positive Effekt der Brustkrebs-Früherkennung durch das digitale Mammographie-Screening auf die Senkung der Brustkrebs-spezifischen Sterblichkeit zeigt sich für Deutschland bereits. „Die Weiterentwicklung der Mammographie-Technik könnte die Effektivität des Screening-Programms vor allem bei Frauen mit dichtem Brustgewebe weiter verstärken“, resümiert Professor Walter Heindel.

„Wir freuen uns sehr, in diesem Jahr ein so erfolgreiches Projekt zum Thema Brustkrebsfrüherkennung auszeichnen und damit einen wichtigen Schritt im Kampf gegen den Brustkrebs unterstützen zu können“, sagte Timmy Klebb, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Ärzteversicherung, bei der Übergabe des Hufeland-Preises an Frau Professor Weigel und Herrn Professor Heindel.

Weitere Informationen zur ToSyma- Studie finden Sie unter https://www.medizin.uni-muenster.de/tosyma