„Machen Sie sich keine allzu großen Sorgen, das werden Sie überleben“

„Heute bin ich froh, dank der Früherkennung, alles so gut überstanden zu haben“ – Hildegard Bracht mit dem Podenco-Border-Terrier-Mix-Rüden Lupo. Vor drei Jahren sah ihre Welt noch anders aus, als sie die Diagnose Brustkrebs bekam. Zum Glück war sie regelmäßig zum Mammographie-Screening, der Brustkrebs-Früherkennung, gegangen.

Foto: privat

Hildegard Bracht erlebt, warum Frauen besser regelmäßig zur Brustkrebs-Früherkennung gehen

Münster/Solingen - Nachdem Hildegard Bracht aus Solingen ihr fünfzigstes Lebensjahr erreicht hatte,
ging die 1959 geborene Lehrerin für Englisch und Kunst alle zwei Jahre regelmäßig zum
Mammographie-Screening. Jedes Mal seit 2009 ergab die Röntgen-Untersuchung ein gutartiges
Ergebnis. Und weil in all den Jahren das Ergebnis der Brustkrebs-Früherkennung immer befundfrei
ausgefallen war, überlegte Hildegard Bracht 2017, auf die gewohnte Mammographie in der Solinger
Screening-Einheit zu verzichten. Gut, dass sie am Ende auf ihren Mann und eine Freundin hörte, die
dringend zur konsequenten Fortsetzung rieten. Denn ausgerechnet jetzt wurde es ernst.

Wie Hildegard Bracht werden alle Frauen zwischen 50 und 69 Lebensjahren im Abstand von zwei
Jahren zur Röntgenuntersuchung der Brust eingeladen – dem bekannten Mammographie-Screening.
Denn jährlich erkranken mehr als 70.000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs. Mit
zunehmendem Alter steigt das Risiko. 17.500 Frauen sterben jedes Jahr daran. In Deutschland wurde
deshalb flächendeckend das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening-Programm eingeführt,
um die Sterblichkeit an Brustkrebs zu verringern.

Schwere Gedanken nach der Schock-Diagnose

„Als 2017 mein Röntgenbild eine neu aufgetretene und auffällige Mikrokalkgruppierung zeigte und
ich nach der ergänzenden Abklärungsdiagnostik den Befund Brustkrebs erhielt, war das ein Schock“,
erzählt Hildegard Bracht heute. Als ihr im Anschluss an das auffällige Screening-Bild die Biopsie zur
Entnahme und Untersuchung einer kleinen Gewebeprobe die Diagnose Mammakarzinom brachte,
war es kurz vor Weihnachten. Der Mutter zweier Söhne kamen schwere Gedanken („Wer weiß, wie
lange ich noch lebe?!“). Im Anflug ihrer Verzweiflung ging sie erst einmal los, um für die Familie
Weihnachtsgeschenke einzukaufen.

Ihre Frauenärztin aber sorgte für einen Hoffnungsschub, machte Mut und bestätigte ihr, wie gut es
war, dass sie regelmäßig zur Brustkrebs-Früherkennung gegangen ist. „Sie haben eine sehr frühe
Form einer Brustkrebserkrankung, ein sogenanntes invasives Mammakarzinom, das von einer
Vorstufenveränderung umgeben wird. Da der invasive Anteil aber noch recht klein ist, sollten Sie sich
nicht zu viel Sorgen machen. Das werden Sie überleben“, sagte die Gynäkologin.

Im Januar 2018 wurde Hildegard Bracht im Brustzentrum Düsseldorf operiert. Die Ärzte entfernten
das Karzinom und entnahmen vorsorglich auch den Wächterlymphknoten, um zu sehen, ob der Krebs
bereits gestreut hatte. Glücklicherweise war dies nicht der Fall und somit war keine zusätzliche
Ausräumung der Lymphknoten und auch keine belastende Chemotherapie notwendig. Die Therapie
umfasste im Anschluss an die Operation eine Bestrahlungsbehandlung und danach eine
medikamentöse Therapie, die noch einige Jahre andauern wird.

„Schon nach der aussichtsreichen Prognose und der OP fühlte ich mich gut. Heute kann ich
optimistisch in die Zukunft schauen“, erzählt sie, die sich immer gesund gefühlt hatte, auch als ihr die
gefährliche Diagnose Brustkrebs 2017 gestellt worden war. Nach ihrer persönlichen Erfahrung
kommt sie zu einer klaren Einschätzung: „Ich kann nur allen Frauen dringend raten, das Angebot
anzunehmen und ab 50 regelmäßig zum Mammographie-Screening zu gehen.“

Screening ist kostenfreie Regelleistung der Krankenkassen

Hildegard Bracht ist sehr überzeugt von der Früherkennung durch Mammographie-Screening. Dessen
Kosten übernehmen die Krankenkassen als Regelleistung. Prof. Dr. Walter Heindel bestätigt generell,
was Hildegard Bracht persönlich erlebt hat. „Nach wiederholter Screening-Teilnahme ist in
Nordrhein-Westfalen eine signifikante Abnahme fortgeschrittener Brustkrebsstadien zu
verzeichnen“, sagt der Leiter des Referenzzentrums Mammographie am Universitätsklinikum
Münster und Direktor der Klinik für Radiologie. Münster ist eins der fünf Referenzzentren in
Deutschland und seit 2005 für das Mammographie-Screening in Nordrhein-Westfalen zuständig.
Deutschlandweit gibt es 91 Screening-Einheiten an rund 400 Standorten. In NRW gibt es 22 Einheiten
an 85 Standorten. Pro Screeningrunde nehmen im einwohnergrößten Bundesland mehr als 1,3 Mio.
Frauen teil, was einer Teilnahmerate von 55 Prozent entspricht.