„Wichtige Säule im Kampf gegen Brustkrebs“

Die Professoren Walter Heindel, Stefanie Weigel und Kristina Lang (von rechts) bei der 20-Jahr-Feier des Referenzzentrums Mammographie Münster, die von Uni-Pressesprecher Norbert Robers (links) moderiert wurde.

20 Jahre Mammographie-Screening in NRW – Münster hat „Forschungsnetzwerk Früherkennung“

Das wissenschaftliche Symposium bei der Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen des Referenzzentrums Mammographie Münster und des Screening-Programms in Nordrhein-Westfalen hat am Mittwoch (29. Oktober) in der Universität Münster die Bedeutung gesundheitlicher Prävention in den Vordergrund gestellt. „Das Mammographie-Screening ist eine wichtige Säule im Kampf gegen Brustkrebs“, sagte Prof. Dr. Walter Heindel. Der Leiter des Referenzzentrums und seine Stellvertreterin Prof. Dr. Stefanie Weigel verwiesen auf die medizinische Erfolgsgeschichte des systematischen Früherkennungsprogramms. Bei mehr als 80 Prozent der Teilnehmerinnen mit einem Tumorbefund wird dank der Früherkennung die Erkrankung diagnostiziert, bevor sich Tumorabsiedlungen („Metastasen“) in den Lymphknoten der Achselhöhle ausgebreitet haben. Jeder vierte Todesfall durch Brustkrebs kann durch regelmäßige Teilnahme am Screening verhindert werden.

Nach den Worten Heindels ist Münster als eines von fünf nationalen Referenzzentren auch dank des „interdisziplinären Forschungsnetzwerks Brustkrebs-Früherkennung“ ein idealer und in ganz Deutschland anerkannter Standort. „Begleitende Forschungsprojekte mit dem Ziel, die Krebsfrüherkennung weiterzuentwickeln, waren von Anfang an Schwerpunkt des Referenzzentrums Münster“, sagte der Radiologe.

Auch technologisch steht bei der Mammographie weiterer Fortschritt an. Seit 2018 prüft eine fachübergreifende Arbeitsgruppe unter Leitung von Heindel und Weigel in der Screening-Studie TOSYMA mit fast 100.000 teilnehmenden Frauen, ob die Weiterentwicklung der digitalen Mammographie zur digitalen Tomosynthese mit zahlreichen Bildschichten die Früherkennung weiter steigern kann. Dieser Schritt gilt insbesondere bei Erstteilnehmerinnen des Früherkennungsprogramms und bei Frauen mit dichtem Brustgewebe als dem Standard überlegen. Dann wird allerdings der Aufwand für die Befundungen nach dem stets angewandten Vier-Augen- Prinzip größer, was aber mit Unterstützung künstlicher Intelligenz reibungslos zu regeln sei, sagte Weigel und leitete damit über zum Vortrag ihrer schwedischen Kollegin Kristina Lang unter dem Titel „Future Screening Strategies with Artificial Intelligence“.

2002 hatte der Deutsche Bundestag einstimmig die Einführung des Mammographie-Screenings als systematisches Krebsfrüherkennungsprogramm nach europäischen Qualitätsstandards beschlossen. Münster und Nordrhein-Westfalen waren von Anfang an dabei. Nach der Programm-Einführung ab 2005 stand es seit 2009 für Frauen ab 50 Jahre bis 69 Jahre in ganz Deutschland zur Verfügung. 2024 folgte die Alterserweiterung bis 75 Jahre. Diese Altersgruppe, die möglicherweise erneut ausgedehnt wird auf Frauen bereits ab 45 Lebensjahren, wird alle zwei Jahre zu der Krebsfrüherkennungsuntersuchung eingeladen; die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Für 18.500 Frauen pro Jahr endet die Erkrankung tödlich. Die Teilnahmequote am Screening von rund 55 Prozent in Nordrhein- Westfalen liegt zwar über dem Bundesdurchschnitt, müsse aber weiter gesteigert werden. „Es ist eine gesellschaftliche Großaufgabe, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu verbessern“, sagte Heindel.